Die Burg der Schlaraffia Vindobona
Das an der Stelle eines älteren Gasthauses “Zum Wilden Mann” im Jahre 1884 errichtete Zinshaus erhielt zwei Gaststätten, eine davon mit einem freistehenden Gartensaal und einer offenen Veranda ausgestattet. Der große dreischiffige Saal wurde auch für Theateraufführungen verwendet. Im Jahre 1923 erwarb die Schlaraffia Vindobona die gesamte Liegenschaft. Der Saal wurde zur “Schlaraffenburg” und nach dem Gründer der Vindobona “Veste Höllenstein” genannt. Nach Enteignung (1939) und Rückgabe (1946) wurde die “Burg” instandgesetzt und ausgestaltet, sodass hier ab 23. 10. 1947 wieder die wöchentlichen Treffen (”Sippungen”) stattfinden konnten. Dennoch erwies sich ein Umbau als unumgänglich.
Die Durchführung erfolgte ab Sommer 1960 nach Plänen des Architekten DI. Dr. Gustav Hoppe (Rt. Plan). Die anschließende künstlerische Gestaltung umfaßte Wandmalereien (Rt. Figuralo, Rt. Malbunt), Bildhauerarbeiten (Rt. Zirbel), Metallarbeiten (Rt. Trixa) und Glasfenster (Rt.Glasmalan).
Damit war, im Gegensatz zur romantisierenden Vorstellung einer “Burg”, ein zwar schlichter, aber stimmungsvoller Rahmen für das schlaraffische Spiel geschaffen, in den einige ältere Inventarstücke integriert wurden. Unter diesen ist besonders die das das “Burgverließ” ersetzende “Eiserne Jungfrau”zu erwähnen, sowie ein monumentales Bild, das bedeutende Persönlichkeiten aus der Anfangszeit Schlaraffias darstellt. In der betonten Sachlichkeit des Raumes kommt besonders die kleinteilig-bunte Wappenwand zur Geltung, an der die Wappen der Ritter befestigt sind. Ihr Zentrum bildet die Replik des erhalten gebliebenen Tores zur Burg der “Praga”. Vor kurzem konnte hier auch ein aus dem Kunsthandel erworbenes Prachtgestühl aus der “Praga” aufgestellt werden. Es wurde 1884 geschaffen, ist also gleich alt wie unsere Burg. Noch älter ist allerdings das hier bewahrte schmiedeeiserne Wirtshausschild “Zum Wilden Mann”, das noch aus dem 18.Jhdt. stammen dürfte. Das heutige Hauszeichen zeigt im Sinne des Historismus eine Herkulesfigur. Ihr Kopf wurde 1980 von Prof. Klarmüller (Rt. Mark Angelo) neu angefertigt. In den Jahren 1967-70 wurde die an den Saal angrenzende Veranda in einen Besprechungsraum (”Nebenburg”) umgestaltet und ein Teil als Museum abgeteilt und eingerichtet. In der Nebenburg sind ca. 40 Porträts sowie einige Büsten bedeutender Mitglieder der Vindobona zu sehen. Sie dient damit auch zur Einstimmung auf die im Museum präsentierte Vereinsgeschichte.