Die 1859 in Prag gegründete Schlaraffia ist aus einem Stammtisch hervorgegangen, dem hauptsächlich Künstler des Deutschen Theaters angehörten. Als einer derselben, der Schauspieler Conrad Adolf Hallenstein, nach Wien ans Burgtheater berufen wurde, konnte er in der Reichshaupt- und Residenzstadt nicht sofort ein neues “Schlaraffenreych” gründen, da dort bereits eine ganze Reihe von Künstlervereinigungen bestanden.
Erst durch den Zuzug weiterer Schlaraffen nach Wien wurde dort die Grundlage für das so spezifische schlaraffische Spiel geschaffen, so dass am 2.12.1880 die “Schlaraffia Vindobona” als 24. Schlaraffenreych gegründet werden konnte. Sie erfreute sich von Anfang an großer Wertschätzung und bald auch allgemeiner Anerkennung, wozu ein tragisches Ereignis entscheidend beitrug, nämlich der Brand des Ringtheaters 1881. Die Vindobona organisierte spontan eine Benefizveranstaltung zugunsten der Angehörigen der Opfer und wurde damit praktisch über Nacht in der Öffentlichkeit bekannt. Die ständig wachsende Mitgliederzahl zwang zu oftmaligem Wechsel des Versammlungslokals (”Burg” genannt), weshalb die Suche nach einer eigenen Bleibe begann.
Als nach dem 1. Weltkrieg Schlaraffen (vor allem Offiziere) aus den Gebieten der ehemaligen Monarchie in Wien sesshaft wurden und die Mitgliederzahl an die 600 heranreichte, wurde unter großen finanziellen Opfern das Haus Währingerstraße 85 erworben, das seit damals die Schlaraffia Vindobona beherbergt.
Eine Unterbrechung bedeutete allerdings der 2. Weltkrieg, da die Schlaraffia aufgelöst und ihr Vermögen beschlagnahmt wurde. Treue Schlaraffen hielten während der Kriegsjahre den Kontakt in Form von Stammtischen aufrecht. Am 10. 1. 1946 konnte die Vereinstätigkeit wieder aufgenommen werden, die Rückgabe des Hauses erfolgte im Oktober 1947. 1955 konnte das 75. Bestandsjubiläum (”Stiftungsfest”) gefeiert werden, 1979 das 100. Stiftungsfest zusammen mit dem 18. Welttreffen (”Concil”) der Schlaraffen.
Auch 1994 hatte die Vindobona, diesmal zum 5. Mal, die schlaraffische Welt beim 21. Concil zu Gast. Im Jahre 2005 feierte das “Tochterreych der Allmutter Praga” sein 125jähriges Bestehen. Wenn sich auch die Mitgliederzahl verringert und die Zahl der Künstler infolge des allgemeinen Wandels der Berufsstruktur und Lebensform reduziert hat, so ist die ursprüngliche Zielsetzung einer Persiflage auf Anmaßung und Standesdünkel durchaus auch heute noch zeitgemäß und anregend.